Max Scheler
Gesellschaft

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199803

Metapherntheorie und therapeutische Praxis

Ein klinischer Beitrag zum Verhältnis von Körper und Sprache

Michael B. Buchholz

pp. 129-145

Abstrakt

Jeder, der längere Zeit als Psychoanalytiker gearbeitet hat, kennt das eigentümliche Phänomen, daß er seinen Patienten plötzlich auf eine Weise zu verstehen meint, die selbst kaum von sich sagen könnte, was "Verstehen" eigentlich bedeutet. Es befällt einen zunächst eine eigentümliche Sprachlosigkeit zusammen mit einer gesteigerten Fähigkeit, weit auseinander liegende Zusammenhänge zu 'sehen", und es gelingt, einem plötzlichen Einfall folgend, diese dann sprachfertig zu formulieren; neben einem Rückzug auf die eigene Innenwelt gleichsam mit "geschlossenen Augen" erlebt man sich verfeinert sensibilisiert für Stimmlage, Mimik, Sprechformen seines Patienten. Das analytische Denken, die Umformulierung des vom Patienten Gehörten in unausgesprochene Probedeutungen ist wie still, und dennoch ist man scharf und hell eingestellt; man versteht ohne "Denken", und dies ist dennoch geschärft. Man spricht nicht, sondern es spricht aus einem heraus; man ist zurückgezogen und dennoch in einem Zustand verfeinerter Sensibilität61.

Publication details

Published in:

Buchholz Michael B. (1996) Metaphern der "Kur": eine qualitative Studie zum psychotherapeutischen Prozeß. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Seiten: 129-145

DOI: 10.1007/978-3-322-87286-9_6

Referenz:

Buchholz Michael B. (1996) Metapherntheorie und therapeutische Praxis: Ein klinischer Beitrag zum Verhältnis von Körper und Sprache, In: Metaphern der "Kur", Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 129–145.