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Satz und Text
pp. 187-216
Abstrakt
Ein Spruch, den man einige Sommer lang auf T-Shirts lesen konnte, war Bitte sprechen Sie in ganzen Sätzen: Ich lese die ZEIT. Der Begriff des Satzes, noch dazu des »ganzen Satzes«, ist wie vielleicht kein zweiter mit einer normativen Idealvorstellung von Sprache verknüpft, die sich in Form und auch Inhalt stark an der Schrift orientiert. Geordnete Gedanken, so die Idee, finden ihren Ausdruck am besten in ›grammatikalisch korrektem Formen, die einer Übermittlung von komplizierten Informationen besonders zuträglich sind. Für einen Zeitungsartikel trifft diese Annahme sicherlich zu, für andere Formen der Sprache eher nicht: Tonaufnahmen von spontanen Sprachdaten belegen, dass es Sprechern in der alltäglichen Konversation weder primär darauf ankommt, möglichst effizient Fakten zu vermitteln, noch darauf, dass dies in einer möglichst ›grammatischen‹ Form geschieht. Die Struktur gesprochener Interaktion folgt regelhaften Mustern, die jedoch wenig mit denen eines Zeitungsartikels gemein haben.
Publication details
Published in:
Auer Peter (2013) Sprachwissenschaft: Grammatik — Interaktion — Kognition. Stuttgart, Metzler.
Seiten: 187-216
DOI: 10.1007/978-3-476-00581-6_5
Referenz:
Hilpert Martin (2013) „Satz und Text“, In: P. Auer (Hrsg.), Sprachwissenschaft, Stuttgart, Metzler, 187–216.