Max Scheler
Gesellschaft

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193776

Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus

Herbert Blumer

pp. 80-146

Abstrakt

Der Begriff, des 'symbolischen Interaktionismus' hat sich zur Kennzeichnung eines relativ klar abgegrenzten Ansatzes zur Erforschung des menschlichen Zusammenlebens und des menschlichen Verhaltens durchgesetzt (1). Zahlreiche Wissenschaftler bedienten sich dieses Ansatzes bzw. trugen zu seiner geistigen Grundlegung bei; unter ihnen finden sich solch hervorragende Persönlichkeiten Amerikas wie GEORGE HERBERT MEAD, JOHN DEWEY, W.I.THOMAS, ROBERT E.PARK, WILLIAM JAMES, CHARLES HORTON COOLEY, FLORIAN ZNANIECKI, JAMES MARK BALDWIN, ROBERT REDFIELD und LOUIS WIRTH. Trotz bedeutsamer Unterschiede im Denken dieser Wissenschaftler ist eine grosse Ahnlichkeit in der allgemeinen Art und Weise, in der sie menschliches Zusammenleben betrachten und erforschen, festzustellen. Die Grundgedanken des symbolischen Interaktionismus sind aus diesem Fundus allgemeiner Gleichartigkeit heraus entwickelt. Bisher hat es jedoch noch keine eindeutige Formulierung der Position des symbolischen Interaktionismus gegeben; vor allem fehlt immer noch eine begründete programmatische Darstellung seines methodologischen Standortes. Das Ziel dieser Abhandlung ist die Entwicklung einer derartigen Darstellung. Im wesentlichen beziehe ich mich dabei auf die Gedanken von GEORGE HERBERT MEAD, der, mehr als alle anderen, die Grundlagen des symbolisch-interaktionistischen Ansatzes gelegt hat; indem ich mich allerdings mit zahlreichen entscheidenden Fragen ausführlich auseinandersetzte, die im Denken von MEAD und anderen nur implizit enthalten waren bzw. mit denen sie sich gar nicht beschäftigt hatten, war ich gezwungen, eine eigene Fassung auszuarbeiten. Aus diesem Grunde muss ich zum grössten Teil die volle Verantwortung für die hier vorgelegten Ansichten und Analysen übernehmen. Dies trifft insbesondere auf meine Ausführungen zur Methodologie zu: die Beiträge zu diesem Punkt stammen ausschliesslich von mir. Im folgenden will ich zunächst die Grundsätze des symbolischen Interaktionismus skizzieren; danach sollen die methodologischen Leitsätze bestimmt werden, wie sie für jede empirische Wissenschaft Geltung beanspruchen, und schliesslich werde ich mich besonders mit der methodologischen Position des symbolischen Interaktionismus auseinandersetzen.

Publication details

Published in:

Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (1980) Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit: 1: symbolischer Interaktionismus und Ethnomethodologie. 2: Ethnotheorie und Ethnographie des Sprechens. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Seiten: 80-146

DOI: 10.1007/978-3-663-14511-0_4

Referenz:

Blumer Herbert (1980) „Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus“, In: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hrsg.), Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 80–146.