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Der medizinische Code
pp. 176-188
Abstrakt
Würde man sie fragen, würde man gut voraussehbare Antworten erhalten. Sie richten sich nach dem Krankheitsbild, das ihnen am Patienten vorgeführt wird. Sie erkennen dieses Krankheitsbild aufgrund eines Wissens, das sich ihnen als Wissenschaft darstellt. Sie haben es jedenfalls im Studium an einer wissenschaftlichen Hochschule erworben. Zugleich mit dem Erkennungswissen verfügen sie über ein Heilungswissen. Sie wissen zumindest im Prinzip, welche Eingriffe in den kranken Körper welche Folgen haben. Hohe Unsicherheiten in der Diagnose und der Heilkunst werden zugestanden, spielen aber für unsere Frage keine Rolle; denn die Ärzte orientieren sich natürlich nicht an ihrer Unsicherheit, sondern an dem, was sie sehen und wissen. Es geht bei der Medizin demnach um angewandte Wissenschaft, und die Erfolge der Medizin geben dieser Auffassung recht.
Publication details
Published in:
Luhmann Niklas (2005) Soziologische Aufklärung 5: konstruktivistische Perspektiven. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 176-188
DOI: 10.1007/978-3-663-11449-9_8
Referenz:
Luhmann Niklas (2005) Der medizinische Code, In: Soziologische Aufklärung 5, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 176–188.