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Der Körper der Schrift und die Schrift des Körpers
Transpositionen des Liebesdiskurses in europäischer und lateinamerikanischer Literatur
pp. 323-342
Abstrakt
Übereinstimmend wird in den Kulturwissenschaften angenommen, daß trotz der Unhintergehbarkeit der Physis nur der zur Sprache gebrachte Körper zum Bestand kulturellen Wissens gehört. Denn der Körper partizipiert am Faktischen und Historischen und ist zugleich ein Effekt von Deutungen. Er ist ein erst durch kulturelle Operationen geschaffener Gegenstand, dessen Paradoxalität seit der Phänomenologie bekannt ist. Den Gender Studies ist die These zu verdanken, daß Körpereinschreibungen Auskunft über soziale Deutungsprozesse geben. Gegen die im Sinne der Mimesis mögliche Repräsentation eines biologisch aufgefaßten Referenten geht man von der sprachlichen, und damit auch kulturellen Kodierung eben dieses Referenten aus. Die Definition des Geschlechts ist dementsprechend das Resultat einer semiotischen Konstruktion und nicht die Abbildung eines biologischen Faktums. Am Körper und an seinen Einschreibungen kann kulturelles Handeln abgelesen werden. Kulturelle Performanzen werden daraufhin in verschiedenen Disziplinen untersucht, wobei es wünschenswert wäre, über die Grenzen der disziplinären Kohärenzsysteme hinauszugehen.1
Publication details
Published in:
Borsò Vittoria, Cepl-Kaufmann Gertrude, Reinlein Tanja, Schönborn Sibylle, Viehöver Vera (2002) Schriftgedächtnis — Schriftkulturen. Stuttgart, Metzler.
Seiten: 323-342
DOI: 10.1007/978-3-476-02870-9_19
Referenz:
Borsò Vittoria (2002) „Der Körper der Schrift und die Schrift des Körpers: Transpositionen des Liebesdiskurses in europäischer und lateinamerikanischer Literatur“, In: V. Borsò, G. Cepl-Kaufmann, T. Reinlein, S. Schönborn & V. Viehöver (Hrsg.), Schriftgedächtnis — Schriftkulturen, Stuttgart, Metzler, 323–342.