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Das Moderne der modernen Gesellschaft
pp. 11-49
Abstrakt
Ich beginne die hier auszubreitende Analyse der Modernität der modernen Gesellschaft mit der Unterscheidung von Sozialstruktur und Semantik. Meine Präferenz für diesen Anfang — eine Präferenz, die am Anfang nicht schon gerechtfertigt sein kann — hat mit einer verwirrenden Eigenschaft dieser Unterscheidung zu tun, nämlich damit, daß sie sich selber enthält. Sie ist selbst eine semantische Unterscheidung. So wie ja auch die Unterscheidung von Operation und Beobachtung, von der sie abstammt, selbst die Unterscheidung eines Beobachters ist. Ich muß es bei diesem Hinweis belassen und bei der schlichten Behauptung, daß diese logische Form die Grundlage der Fruchtbarkeit von Analysen ist, die ihre Paradoxie entfalten.1 Außerdem enthält dieser Ausgangspunkt im Kern schon die gesamte Theorie der Moderne. Denn die Analyse beginnt nicht mit der Anerkennung bewährter Naturgesetze, auch nicht mit Vernunftprinzipien, auch nicht mit bereits festgestellten oder unstrittigen Tatsachen. Sie beginnt mit einer Paradoxie, die dann auf die eine oder andere Weise aufzulösen ist, will man unendliche auf endliche Informationslasten reduzieren. Die Analyse reklamiert damit für sich selbst die Merkmale ihres Gegenstandes: Modernität.
Publication details
Published in:
Luhmann Niklas (1992) Beobachtungen der Moderne. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 11-49
DOI: 10.1007/978-3-322-93617-2_1
Referenz:
Luhmann Niklas (1992) Das Moderne der modernen Gesellschaft, In: Beobachtungen der Moderne, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 11–49.