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Zur Soziologie des Zeitzeugen
Erinnerung zwischen Subjektivität, Sozialität und kommunikativer Konstruktion
pp. 223-242
Abstrakt
Am Beispiel der Gedächtnisleistungen von Zeitzeugen zeigen Bernt Schnettler und Alejandro Baer , dass die Erinnerung eines Subjekts stets ein Akt der retentionalen Erfahrungsbildung, ein "rückwärtsgewandtes Fantasieren" entlang der subjektiven Relevanzen darstellt. Zur Aufrechterhaltung eines kollektiven Gedächtnisses sei es erforderlich, dass diese subjektiven Gedächtnisleistungen über kommunikative Handlungsprozesse gesellschaftlich zugänglich gemacht werden. Adressaten fänden diese Erinnerungen aber nur, wenn sie an ein etabliertes kollektives Gedächtnis anschließen können. Diese kommunikative Kopplung sei für das Subjekt immer mit Verlusten verbunden. Der Versuch, sein Solitärsein in der Preisgabe einer Erinnerung kommunikativ zu überwinden, könne nur zu ‚Teilerfolgen" führen. Am Beispiel von Zeitzeugen wird illustriert, wie das Erinnerungssubjekt die materiale Basis für die Aufrechterhaltung einer Erinnerungskultur darstellt und wie es sich zugleich in dieser Erinnerungskultur nicht adäquat wiederfindet. Umgekehrt werde die subjektive Erinnerung immer schon durch kommunikativ eingespeiste Erinnerung gesellschaftlich überformt.
Publication details
Published in:
Poferl Angelika, Schröer Norbert (2014) Wer oder was handelt?: Zum Subjektverständnis der hermeneutischen Wissenssoziologie. Dordrecht, Springer.
Seiten: 223-242
DOI: 10.1007/978-3-658-02521-2_12
Referenz:
Schnettler Bernt, Baer Alejandro (2014) „Zur Soziologie des Zeitzeugen: Erinnerung zwischen Subjektivität, Sozialität und kommunikativer Konstruktion“, In: A. Poferl & N. Schröer (Hrsg.), Wer oder was handelt?, Dordrecht, Springer, 223–242.