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Über die Notwendigkeit der Kultivierung "vorwissenschaftlicher" Orientierungsformen beim Betreiben von Soziologie
pp. 175-185
Abstrakt
Es ist oft genug darüber gestritten worden, ob die Soziologie sich mit dem gleichen Recht als eine Wissenschaft bezeichnen dürfe wie andere anerkannte, ältere Disziplinen. Je nach den angelegten Maßstäben hatte die Polemik verschiedene Akzente: Vertreter etablierter Erfahrungswissenschaften äußerten Zweifel an der Präzision der empirischen Methoden in der Soziologie, insbesondere an der häufig festzustellenden Mangelhaftigkeit der Meßinstrumente und der quantitativen Auswertungsmethoden. Zugleich wurde oft die Neigung zu spekulativen, sich der Überprüfung entziehenden gedanklichen Konstruktionen kritisiert. Andere Kritiker vermißten wieder theoretische Konsistenz. Diese Kritik, oft auch von Soziologen selbst vorgetragen, wird nicht selten ergänzt durch Argumente, die selbst soziologische Elemente enthalten. Die theoretische Uneinheitlichkeit und Sprachverwirrung werden in Verbindung mit der oft beklagten Zerklüftung in verschiedene Schulen gebracht. Aufspaltung in eine Pluralität von Schulen wird als Symptom für den »geringen Reifegrad« einer Disziplin angesehen. Konsolidierte Wissenschaften haben — so meint man — diese Entwicklungsphase hinter sich: gerade in deren Überwindung haben sie zu sich selbst gefunden und sind wirkliche Wissenschaften geworden.
Publication details
Published in:
Dux Günter, Luckmann Thomas (1974) Sachlichkeit: Festschrift zum achtzigsten Geburtstag von Helmuth Plessner. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 175-185
DOI: 10.1007/978-3-663-14323-9_12
Referenz:
Bahrdt Hans Paul (1974) „Über die Notwendigkeit der Kultivierung "vorwissenschaftlicher" Orientierungsformen beim Betreiben von Soziologie“, In: G. Dux & T. Luckmann (Hrsg.), Sachlichkeit, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 175–185.