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Theologie, Protestantische
pp. 319-331
Abstrakt
Der Begriff ›die Moderne‹ scheint in der protestantischen Theologie von dem österreichischen Kunstkritiker Hermann Bahr (1863 – 1934) übernommen worden zu sein, der einem in der Zeitschrift Moderne Dichtung erschienenen Aufsatz den Titel »Die Moderne« (1890) gab. Wenngleich der Begriff wohl erstmals von dem Literaturwissenschaftler Eugen Wolff (1863 – 1929) in seinem Essay »Die Moderne. Zur ›Revolution‹ und ›Reform‹ der Litteratur« (1886) angeführt wurde, bezeichnete der Berliner Theologe Reinhold Seeberg (1859 – 1935) in seinem Werk »Die Kirche Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert« (1903) »die Moderne« doch ausdrücklich als das von Bahr gemünzte Schlagwort (Seeberg 1904, 191). Er bezog das Substantiv ebenso wie das Adjektiv »modern« zunächst wie Bahr auf die den Naturalismus überwindende Literatur und bildende Kunst. Seeberg übertrug den in der Kunstkritik beheimateten Begriff der ›Moderne‹ auch nicht einfach auf die protestantische Theologie; vielmehr war modern für ihn grundsätzlich jeder, der die durch die geistige Konstellation der Zeit gestellten Aufgaben empfinde. Er selbst wollte auf der einen Seite modern denken, auf der anderen mit dem modernen Denken die Tatsachen des geistlichen Lebens der Christenheit als das Positive rechtfertigen. Daher forderte er eine modern-positive Theologie, die von den Problemen und Methoden als dem Modernen ausgeht, um zum Positiven zu gelangen (Seeberg 1904, 308f.).
Publication details
Published in:
Jaeger Friedrich, Knöbl Wolfgang, Schneider Ute (2015) Handbuch Moderneforschung. Stuttgart, Metzler.
Seiten: 319-331
DOI: 10.1007/978-3-476-05332-9_27
Referenz:
Rohls Jan (2015) „Theologie, Protestantische“, In: F. Jaeger, W. Knöbl & U. Schneider (Hrsg.), Handbuch Moderneforschung, Stuttgart, Metzler, 319–331.