Max Scheler
Gesellschaft

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220023

Die Konkurrenz der Biographen

Der Fall Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling

Franziska Meyer

pp. 85-102

Abstrakt

In meiner »Darstellung« wird »nichts ergänzt, sondern streng nach den Quellen berichtet«.1Ich lüge nicht — versichern die Biographen, denn: »Wir Literaturhistoriker können nur Tatsachen berichten«.2 Alle Texte über Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling folgen der Konvention: Ich werde die Wahrheit über ein individuelles Leben erzählen. Der Biograph, verallgemeinert William Epstein, »takes great pains to distinguish […] his truth from that of his rivals«.3 Empörung über Lüge, Kitsch und Klischees durchzieht die Konkurrenz der Caroline-Biographen. Anders als die »klischeehafte [n] und sentimentale [n]« ›Verzerrungen‹ der bisherigen Literaturgeschichte, deren Wirkung »verheerend« gewesen sei, verspricht das Vorwort von Sigrid Damms Briefausgabe Originalität durch Quellentreue: »Wir wollen kein neues Bildnis hinzufügen […]. Unsere Lesart zielt auf sie selbst«.4 Auch Eckart Kleßmann wehrt sich: »Keine Gestalt der deutschen Romantik« sei »dermaßen verzerrt worden«, »kolportagehaft«, »dilettantisch«, »trivial«. Allen Texten sei »gemeinsam: Sie schildern eine Caroline […] wie sie in Wahrheit […] nicht gewesen ist«.5 Doch Norbert Oellers rügt, daß Kleßmanns Biographie durch die »Attitüde […] rechthaberische[r] Fortschrittlichkeit beinahe ebenso in Mitleidenschaft gezogen wird, wie durch die Fülle der Zitatfehler«.6 Deshalb möchte Gisela Ritchie »die wahre Caroline um so deutlicher hervor [treten]« lassen.7

Publication details

Published in:

von der Lühe Irmela, Runge Anita (2001) Jahrbuch für Frauenforschung 2001: Band 6: Biographisches erzählen. Stuttgart, Metzler.

Seiten: 85-102

DOI: 10.1007/978-3-476-02797-9_7

Referenz:

Meyer Franziska (2001) „Die Konkurrenz der Biographen: Der Fall Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling“, In: I. Von Der lühe & A. Runge (Hrsg.), Jahrbuch für Frauenforschung 2001, Stuttgart, Metzler, 85–102.