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Etappen der Wissenssoziologie
pp. 21-96
Abstrakt
In den Sozialwissenschaften besteht ein Grundkonsens darüber, dass die Beziehungen der Menschen zur Welt durch kollektiv erzeugte symbolische Sinnsysteme oder Wissensordnungen vermittelt werden6 Die verschiedenen soziologischen Paradigmen unterscheiden sich nach dem theoretischen, methodischen und empirischen Stellenwert, den sie dieser Einschätzung einräumen. Der Begriff ,Wissenssoziologie" bezieht sich auf heterogene theoretische Positionen und unterschiedliche Forschungsinteressen, die sich mit der sozialen Genese, Zirkulation und den Effekten von Wissen beschäftigen. Diese Positionen haben sich weitgehend unabhängig von diskurstheoretischen und diskursanalytischen Analysen der Wissensprozesse entwickelt, trotz einiger ,Abstammungsgemeinsamkeiten" in der Soziologie Durkheims. Unter dem Begriff des Wissens werden sehr unterschiedliche Phänomene verstanden: elaborierte gesellschaftliche Ideensysteme wie Religionen oder politische Weltanschauungen, naturwissenschaftliche Faktizitätsbestimmungen, implizites, inkorporiertes Können, alltägliche Klassifikationsschemata etc. Wissen bezeichnet also nicht nur sach- oder faktizitätsbezogene, durch Erfahrung gewonnene und revidierbare Kognitionen, sondern auch Glaubensvorstellungen, Körperpraktiken, Routinen alltäglicher Lebensführung usw., die als Kenntnisse aufgezeichnet sein können, als Vermögen den Individuen zukommen oder als gesellschaftlicher Bestand bspw. in Institutionen tradiert werden.7.
Publication details
Published in:
Keller Reiner (2011) Wissenssoziologische Diskursanalyse: Grundlegung eines Forschungsprogramms. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 21-96
DOI: 10.1007/978-3-531-92058-0_2
Referenz:
Keller Reiner (2011) Etappen der Wissenssoziologie, In: Wissenssoziologische Diskursanalyse, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 21–96.