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Informationspolitik in der Presseberichterstattung
Kommunikationsstrategien bei der Darstellung gesellschaftlicher Konflikte
pp. 259-289
Abstrakt
"Die Zeitungen sind der Sekundenzeiger der Geschichte. Derselbe ist aber meistens nicht nur von unedlerem Metalle, als die beiden andern, sondern geht auch selten richtig." In einem pressekritischen Beitrag mag sich Schopenhauers Aperçu ganz effektvoll plazieren lassen. Seine Meßmetaphorik verleitet jedoch leicht zu falschen Analogiebildungen. Zeitungen sind eben keine Zeitmessungen, und die Maßeinheiten für Berichterstattungsgenauigkeit sind noch nicht entdeckt worden. Gegenüber dem Lauf der Dinge befindet sich der Journalist in einer ganz anderen Position als der Zeitnehmer eines 100-Meter-Laufs. Einer der entscheidenden Unterschiede besteht darin, daß journalistische Maßnahmen — im Gegensatz zu Zeitnahmen — dem entsprechenden Geschehen nicht äußerlich bleiben, sondern dessen Dynamik selbst mitbestimmen können. Das Wissen um diese Zusammenhänge, nämlich das Wissen, daß man mit der Presseberichterstattung nicht nur über Politik informieren, sondern, insbesondere in gesellschaftlichen Konfliktsituationen, auch Politik machen kann, ist fast so alt wie die Presse selbst. Immerhin nur ein Jahr jünger als die beiden ältesten Wochenzeitungen "Aviso" und "Relation" aus dem Jahre 1609, ist der überlieferte Versuch, durch eine lancierte Pressemitteilung in den sogenannten Habsburger Bruderzwist einzugreifen.1 Für die Publizisten des 17.
Publication details
Published in:
Hess-Lüttich Ernest (1992) Medienkultur — Kulturkonflikt: Massenmedien in der interkulturellen und internationalen Kommunikation. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 259-289
DOI: 10.1007/978-3-322-83613-7_13
Referenz:
Bucher Hans-Jürgen (1992) „Informationspolitik in der Presseberichterstattung: Kommunikationsstrategien bei der Darstellung gesellschaftlicher Konflikte“, In: E. Hess-Lüttich (Hrsg.), Medienkultur — Kulturkonflikt, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 259–289.