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Leiblichkeit und Erzählen
pp. 189-199
Abstrakt
Kaum ein Phänomen der gesprochenen Sprache konfrontiert uns deutlicher mit der Sinnlichkeit der Sprache als das Schweigen. Wenn ein Redner nichts von sich hören lässt, obwohl es von seinem Gegenüber – immer dringlicher – erwartet wird, antizipieren wir im vergeblichen Hören die Stimme des Anderen. Und indem die Spannung langsam steigt, werden auch die inneren, eigenen Stimmen lauter; wann sonst nehmen wir unsere gedachten Sätze mit solcher Präzision und Vollständigkeit wahr, irgendwo zwischen Stimmbändern und Rachenraum? Wann sonst als in solchen Momenten wachsender Ungeduld werden wir so untrüglich der engen Verbindung von körperlichen Empfindungen und Sprachsinn gewahr? Wann sonst erleben wir so hautnah die Dimension des Angesprochen-Werden- Wollens? Erst wenn die Glätte der selbstverständlich funktionierenden Rede aufgeraut wird, hört und fühlt man den Grund der Rede: die Stille.
Publication details
Published in:
Hartung Olaf, Steininger Ivo, Fuchs Thorsten (2011) Lernen und Erzählen interdisziplinär. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Seiten: 189-199
DOI: 10.1007/978-3-531-93478-5_11
Referenz:
Dietrich Cornelie (2011) „Leiblichkeit und Erzählen“, In: O. Hartung, I. Steininger & T. Fuchs (Hrsg.), Lernen und Erzählen interdisziplinär, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 189–199.