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Transzendentalphänomenologischer Rationalismus
pp. 102-128
Abstrakt
Eine bekannte Stelle aus der Idee der Phänomenologie definiert die Vernunft als "schauende Erkenntnis" und setzt sie ab vom Verstand, dem Husserl in der Phänomenologie keinen Platz einräumen will: Er soll — in der Bedeutung und Funktion, die Husserl ihm hier zuteilt — nicht "dazwischen reden," ja er soll zur Vernunft gebracht werden. "Also möglichst wenig Verstand, aber möglichst reine Intuition; (intuitio sine comprehensione)"1Husserl sieht sich sogar veranlaßt, die Sprache der Mystiker in Erinnerung zu bringen, "wenn sie das intellektuelle Schauen, das kein Verstandeswissen sei, beschreiben"2. Die Vorlesungen aus dem Jahre 1907 erheben die Vernunft zum Mittelpunkt der philosophischen Reflexion, sowohl in dem Sinne, daß sie deren Gegenstand sei, als auch in dem Sinne, daß die reflektierende Beschäftigung mit ihr dazu dienen solle, soviel Vernunft — Intuition, reine Selbstgebung, Evidenz — wie möglich zu realisieren. So ist Phänomenologie Vernunfttheorie, Rationalismus. Das ist eine Konstante des Husserlschen Denkens. Nichts anderes besagen die Titel "strenge Wissenschaft," "Erste Philosophie" oder schließ "Wissenschaft von der Lebenswelt" in der Krisisabhandlung.
Publication details
Published in:
Claesges Ulrich, Held Klaus (1972) Perspektiven transzendentalphänomenologischer Forschung: Für Ludwig Landgrebe zum 70. Geburtstag von seinen Kölner Schülern. Den Haag, Nijhoff.
Seiten: 102-128
DOI: 10.1007/978-94-010-2813-4_4
Referenz:
Aguirre Antonio A (1972) „Transzendentalphänomenologischer Rationalismus“, In: U. Claesges & K. Held (Hrsg.), Perspektiven transzendentalphänomenologischer Forschung, Den Haag, Nijhoff, 102–128.